Behandlung

Steht die Diagnose „Speiseröhrenkrebs“ zweifelsfrei fest, sollten in einem ausführlichen Arzt-Patienten-Gespräch das genaue Ergebnis der Untersuchungen inklusive Tumorstadium, die Behandlungsmöglichkeiten und die individuellen Heilungschancen (Prognose) besprochen werden.

Die Wahl der individuell geeigneten Behandlung richtet sich nach der Tumorart (Plattenepithel - oder Adenokarzinom) und dem Erkrankungsstadium. Auch Alter, Gesundheitszustand und Wunsch des Patienten werden berücksichtigt. Ziel der Behandlung ist es, die Erkrankung dauerhaft zu heilen oder zumindest weiteres Tumorwachstum zu verhindern und somit dem Patienten so lange wie möglich eine gute Lebensqualität zu erhalten.

In den frühen Stadien I und II steht die Operation an erster Stelle, da diese Behandlung die größte Chance auf eine komplette Heilung bietet. Je nach Größe und Lokalisation kann diese auch während einer Speiseröhrenspiegelung als sogenannte minimalinvasive Operation durchgeführt werden. Wird die Erkrankung aufgrund der unspezifischen oder spät auftretenden Symptome erst in einem fortgeschrittenen Stadium erkannt, ist eine Operation alleine meist nicht mehr ausreichend. Häufig werden mehrere Behandlungsstrategien kombiniert.

Zusätzlich zur Operation oder falls diese nicht möglich sein sollte, können die behandelnden Ärzte Strahlentherapie und Chemotherapie einsetzen sowie immunonkologische und zielgerichtete Therapien.1

Welche Therapie bei Ihnen am ehesten in Frage kommt und die grössten Erfolgsaussichten hat, wird die behandelnde Onkologin/ Onkologe mit Ihnen besprechen. Dabei werden auch die anderen Spezialisten mit einbezogen, damit die für Sie beste Lösung gefunden wird.

Wenn ein kleiner Tumor früh entdeckt wurde und noch auf die oberflächlichen Schichten der Schleimhaut begrenzt ist, kann er im Rahmen einer Speiseröhren-Spiegelung mit einer kleinen Schlinge entfernt werden (endoskopische Resektion).1,5

Sofern der Tumor bereits in tiefere Schichten eingewachsen und damit weiter fortgeschritten ist, muss der Tumor und damit verbunden häufig auch ein Teil oder die gesamte Speiseröhre entfernt werden (chirurgische Resektion). Auch die Entfernung benachbarter Lymphknoten gehört zu dem Eingriff. Um die fehlende Verbindung zum Magen-Darm-Trakt wiederherzustellen, wird meistens der Magen nach oben in Richtung des Rachens verlagert und daraus ein schlauchförmiger Ersatz für die Speiseröhre gebildet.1,7

Bei einer Chemotherapie werden sehr starke Medikamente gegeben, die vor allem die Krebszellen schädigen sollen. Meist kommt es zu Nebenwirkungen, weil auch gesunde Zellen von den Medikamenten angegriffen werden.6

Den besten Zeitpunkt für den Einsatz der Behandlung und die Art der verwendeten Medikamente wird die Onkologin/der Onkologe mit Ihnen besprechen.

Die Strahlentherapie (Radiotherapie) ist eine Behandlung, bei der hohe Strahlendosen eingesetzt werden, um Krebszellen abzutöten und Tumore zu verkleinern.7 In niedrigeren Dosen wird die Strahlung zum Beispiel auch bei normalen Röntgenaufnahmen verwendet. In hohen Dosen tötet die Strahlentherapie Krebszellen ab oder verlangsamt ihr Wachstum, indem deren Erbsubstanz beschädigt wird. Dadurch können sie sich nicht mehr weiter vermehren oder sterben ab.

Zudem kann die Strahlentherapie unter bestimmten Umständen in Kombination mit einer Chemotherapie eingesetzt werden (Chemoradiotherapie).

Neben der Chemotherapie, die alle Zellen im Körper angreift, gibt es auch neuere Medikamente, die vor allem die Krebszellen angreifen sollen. Sie nutzen die Tatsache aus, dass Krebszellen sich manchmal von gesunden Zellen so endeutig unterscheiden, dass man dieses besondere Merkmal eines Tumors für die Behandlung ausnutzen kann. In diesen Fällen besteht die Möglichkeit, den Tumor mit einem speziellen Medikament anzugreifen, das auch bei manchen Formen von Brustkrebs eingesetzt wird: HER2-Therapie.1

Viele Krebsarten werden vom Körper als 'fremd' erkannt und lösen eine Immunabwehr aus -so ähnlich wie Bakterien oder Viren zu einer Abwehrreaktion des Körpers führen. Es gibt immuntherapeutische Medikamente (Checkpoint-Inhibitoren), die den Körper dabei unterstützen, Tumorzellen mit seiner Immunabwehr in Schach zu halten.

Checkpoint-Inhibitoren
Als einer der wichtigsten Ansätze der aktuellen Immunonkologie gilt die Beeinflussung von Schlüsselstellen des Immunsystems, den sogenannten Immun-Checkpoints. Immun-Checkpoint-Inhibitoren richten sich gegen ein bestimmtes Schlüsselmolekül, das normalerweise die Aktivierung von bestimmten Immunzellen einschränkt und den Körper so vor einer übermäßigen Immunreaktion schützen kann. Diese natürliche Inaktivierung ist bei gesunden Menschen sinnvoll, damit die Immunzellen kein gesundes Gewebe angreifen. Durch die therapeutische Blockade dieser Schlüsselmoleküle wird das Immunsystem wieder aktiviert und eine länger andauernde, verstärkte Immunreaktion gegen die Tumorzellen ermöglicht.8 Der immunonkologische Therapieansatz der Immun-Checkpoint-Blockade zielt somit in erster Linie auf eine Reaktivierung des Immunsystems ab, nicht auf den Tumor selbst.9,10
Die Blockade des Immun-Checkpoints CTLA-4 gilt seit 2011 als eine der ersten praktisch umgesetzten immunonkologischen Therapiestrategien.
Ein weiterer Signalweg, den Krebszellen benutzen, um der Kontrolle des Immunsystems zu entkommen, ist der sogenannte PD-1-Pathway (Programmed Death 1). Durch PD-1-Hemmer werden Immunzellen wieder aktiviert, die zuvor durch den Tumor gehemmt wurden. Diese aktivierten Immunzellen vermehren sich und können Tumorzellen zerstören.10 Dies kann zu einem Rückgang von Tumorzellen führen.